Stricknadeln gibt es inzwischen aus den unterschiedlichsten Materialien und in vielen Farben
Da stellt sich die Frage, welche ist die richtige Wahl für welches Projekt, angefangen von den verschiedenen Nadelspielen zum Sockenstricken über die langen und starren Jackennadeln hin zu den Rundstricknadeln, die es auch als Sets mit austauschbaren Nadelspitzen und unterschiedlich langen Seilen gibt, die sogenannten Interchangeables.
Ich zeige sechs unterschiedliche Sets von Interchangeables, zunächst die Varianten mit Holz-Nadeln:
- die Olivenholz-Nadeln von addi
- die Bambus-Nadeln von Seeknit
- die Birken-Nadeln von Lykke
- die Ebenholz-Nadeln von Lantern moon
In Teil 2 folgen dann die Metall-Nadeln.
Die Olivenholz-Nadeln von addi.
Diese kommen in einem stabilen, mit grünem Stoff bezogenen Etui und beinhalten 8 Sets Nadelspitzen der Stärken 3,5 – 8,0 cm, dazu unterschiedlich lange Kabel zum Verbinden der Nadeln. Weiterhin ein Kupplung-Teil, welches zwei kurze Kabel zu einem längeren Kabel verbinden kann. Ebenfalls im Lieferumfang enthalten sind kleine Silikon-Pads, mit denen man die Nadelenden rutschfest festhalten kann, wenn diese mit den Kabeln verbunden werden sollen. Die Kabel selber sind aus Kunststoff und haben metallene Endstücke, die mittels Bajonett-Verschluss an den 14 cm langen Nadelspitzen befestigt werden.
Die Nadelspitzen sind aus dem Holz von alten Olivenbäumen gefertigt und mit einer Wachsschicht überzogen, sodass sie eine angenehm glatte Oberfläche haben und gut in der Hand liegen. Jede Art von Garn gleitet mühelos über die Nadel und auch der Übergang von Nadel zum Kabel ist glatt und die Maschen bleiben in der Regel auch nicht darin hängen.
Leider gibt es mehrere Kritik-Punkte:
Es kam bereits mehrfach vor, dass nagelneue Nadeln beim Stricken einfach abgebrochen sind, ohne dass vorher eine Beschädigung erkennbar gewesen wäre oder die Stricknadel unsachgemäß behandelt worden wäre.
Die Bajonett-Verbindung ist nicht immer sicher, mir ist es schon passiert, dass diese mitten im Strickprozess aufgegangen ist und die Maschen entsprechend runtergerutscht sind. Dies ist besonders gerne dann passiert, wenn ich sehr viele Maschen auf der Rundnadel hatte.
Will man zwei Kabel miteinander verbinden, kommt das Kupplung-Teil zum Einsatz. Hier hätte ich mir eine andere Lösung gewünscht als das beiliegende Kupplungsröhrchen. Dieses ist mit 9 cm recht lang und macht die Kabelverlängerung relativ starr und schwer, es lässt sich entsprechend schlecht stricken.
Bei addi gibt es die Nadelsets sowohl für Holz- als auch für Bambus- und Metall-Nadeln, allerdings auch mit unterschiedlichen Kabeln für die Nadeln – und das kann zu Problemen führen, da sich die Verschlüsse unterscheiden und dann leicht aufgehen.
Die Bambus-Nadeln von Seeknit:
Seeknit verpackt seine Nadeln in einem naturweißen Stoff-Etui. In den einzelnen Klarsicht-Fächern sind die 13 cm langen Nadelspitzen gut sichtbar verpackt und für die verschiedenen Kabel gibt es Einschubfächer aus Stoff.
Die Nadeln haben eine wunderbar glatte, aber nicht rutschige Oberfläche und, was mir besonders gefällt, Schraubgewinde für die Kabel, die an die Nadelstärke angepasst sind – von Nadelstärke 2,5 bis 10 ist somit alles möglich. Zum Set gehören Kupplungsstücke und Kabelstopfen, die man an das offene Ende eines Kabels schrauben und somit die Maschen sichern kann. Die Kupplungsstücke sind sehr klein, sodass es beim Stricken in der Regel nicht auffällt, wenn man die Maschen darüber gleiten lässt. Was abzuwarten bleibt ist die Stabilität der 2,5er Nadeln, verbiegen sie sich wie die Nadelspiel-Nadeln der gleich Größe? Bislang habe ich noch nicht viel damit gestrickt
Eine Besonderheit sind die kugelgelagerten Kabelverbindungen, die das dünne Kabel beweglich an der Nadel halten und die ein angenehmes Stricken ermöglichen. Diese Art der Verbindung habe ich zum ersten Mal bei Seeknit gesehen, mittlerweile haben die anderen Hersteller nachgezogen und bieten ebenfalls solche Kabel zum Nachrüsten an.
Die Schraubverbindungen sind sehr sauber gearbeitet und greifen gut und sicher ineinander und dank der beweglichen Kabelbefestigung halten sie verlässlich zusammen, auch wenn die Nadeln voller Maschen sind – mir ist es noch nicht passiert, dass sich die Verbindung zwischen Nadel und Kabel während des Strickprozesses gelöst hätte.
Die Birken-Nadeln von Lykke:
Lykke bietet seine Driftwood-Nadeln in unterschiedlichen Farben an, sodass man die Qual der Wahl hat – ich habe mir das blaue Set gegönnt. Bei der Farbwahl sollte man sich aber nicht unbedingt von seiner Lieblingsfarbe leiten lassen, sondern eher von der Frage, welche Garnfarbe am ehesten verstrickt wird, damit man einen Kontrast zwischen Nadel und Garn hat und somit auch bei diffuserem Licht die Maschen gut erkennen kann.
Lykke verpackt die Nadeln in einem stabilen Etui mit lederartiger Oberfläche in der jeweiligen Nadelfarbe, welche auch für das Kabel entsprechend gewählt wurde. Das Kabel hat eine gute Balance zwischen Stabilität und Flexibilität.
Die Nadeln von Stärke 3,00 – 12,00 liegen leicht und warm in der Hand und dank der glatten Oberfläche gleiten die Maschen spielend leicht von einer Nadel zur anderen Nadel.
Wie bei Seeknit gibt es bei Lykke einen Schraubverschluss, der mittels eines kleinen Drahtschlüssels festgezogen wird. Ist dieses gut geschehen, ist der Übergang zwischen Nadelspitze und Kabel kaum noch spürbar.
Dieser kleine Drahtschlüssel ist in meinen Augen der einzige Schwachpunkt, den sich Lykke bei seinem Nadel-Set leistet.
Auch für diese Nadeln gibt es seit kurzem beweglich gelagerte Kabel.
Die Ebenholz-Nadeln von Lantern Moon:
Dies sind die neuesten im Bunde und haben den gewissen „Wow-Faktor“ und „will-ich-haben-look“: Schwarz mit goldfarbenem Aufdruck und goldfarbenen Verbindungsstücken, dazu Maschenmarkierer mit Seidentroddeln, ein vernünftiges Holz-Werkzeug zum Festziehen von Nadel und Kabel (Metall mit transparentem Kunststoff-Überzug, auch beweglich gelagert) sowie wunderschön gemaserte Endkappen für die Seile.
Verpackt sind diese Schätzchen in einem schmalen Stoff-Etui mit asiatischem Aussehen, der Stoff hat Seiden-Anmutung.
Die Nadeln liegen mit einer hautschmeichelnden Oberfläche leicht und stabil in der Hand und auch hier gleitet die Nadel sanft und mühelos durch die Maschen.
Was den edlen Gesamteindruck leider etwas trübt sind die unsauber gearbeiteten Schraubverschlüsse, die es manchmal sehr schwierig machen, Nadelspitze und Kabel miteinander zu verbinden. Steht die Verbindung dann, ist sie super stabil und ansatzlos.
Fazit:
Alle Nadeln haben das „gewisse Etwas“, sei es bei addi das nachhaltig gewonnene Olivenholz, bei Seeknit die variablen Schraubverbindungen, bei Lykke die Farbpalette und bei Lantern Moon die edle Optik. Alle Sets können individuell erweitert werden, wobei Lantern Moon das größte Sortiment an verschiedenen Nadelpaketen hat,
Meine persönlichen Favoriten sind die Nadeln von Seeknit mit ihrem System der unterschiedlichen Schraubverschlüssen – Holznadeln in Stärke 2,5 findet man aufgrund des feinen Übergangs zwischen Nadel und Kabel nur sehr selten und schon gar nicht bei den Interchangeables, die meist mit Stärken ab 3,0 beginnen.
Preislich liegen die Sets in einem Bereich zwischen 100 und 200 €, was zwar erstmal nach viel Geld aussieht, aber man erhält dafür ein vielfältig kombinier- und einsetzbares Paket, was die Anschaffung einzelner Nadeln praktisch unnötig macht.